Schlagwortarchiv für: Zukunft

News - Unternehmensberatung - Nachhaltigkeit, Innovation & Regionalentwicklung

Loslassen und neu anfangen

Ich habe mich im Winterurlaub an ein Hobby heran getraut, mit dem zum Teil schlechte Erinnerungen aus meiner Kindheit verbunden waren: das Skifahren. Meine Familie wollte so gerne in die Berge, dass ich beschlossen habe, meine Vorbehalten abzulegen und mich neu auf den Sport einzulassen. Und siehe da, ich wurde überrascht: wenn man frisch – und mit der Perspektive eines Erwachsenen – an Dinge herangeht, lassen sich Spaß und Freude entdecken!Gleichzeitig gab es einen ständigen Begleiter im Kopf: eine Kollegin lag seit zwei Monaten im Krankenhaus, nachdem sie sehr plötzlich erkrankt war. An Neujahr verstarb sie schließlich. Die Nachricht erreichte mich am Ende der letzten Abfahrt für den Tag. Oben am Berg war noch eine kurze Wartezeit entstanden, weil ein Paraglider startete und eine freie Piste brauchte, bevor er abhob und in den Himmel verschwand.So tröste ich mich mit dem Gedanken, dass der Paraglider Symbol für zwei wesentliche Handlungen war, die ich diesen Urlaub tun musste: loslassen, und einen Neuanfang wagen. Ich wünsche uns allen, dass wir im Jahr 2017 Belastendes hinter uns lassen können und mit Zuversicht und Lebensfreude die Zukunft entdecken.Foto: (c) Samuel Alves Rosa

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Die Qual der Wahl: Demokratie ist anstrengend?

Diesen Monat stehen an unseren beiden Standorten, in Berlin und Niedersachsen, politische Wahlen an. Als Firma, die häufig in einem politisch geprägten Umfeld arbeitet, sind wir auf den Ausgang natürlich sehr gespannt.Doch noch viel mehr beschäftigt uns in letzter Zeit die Frage, ob das Land in dem wir leben eigentlich weiß, was es bedeutet, „die Wahl zu haben“. Kaum einem Land geht es so gut, kaum eine Bevölkerung ist im Durchschnitt so reich – und selbst die „Armen“ bei uns sind deutlich besser abgesichert, als es sich die Masse der weltweiten Bevölkerung überhaupt träumen lassen könnte. Und dennoch herrscht Unmut, Neid und Unzufriedenheit. Gerade auf die Politik wird geschimpft; aber selber Politiker werden um andere Entscheidungen herbeizuführen, das möchte auch k(aum)einer.Für mich bedeutet wählen zunächst einmal Verantwortung. Denn es liegt in meiner Hand, Dinge zu verändern – angefangen bei meinem eigenen Leben. Man muss Chancen nutzen, die sich bieten, statt sich in die Opferrolle zu begeben und anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Ich entscheide, wie ich meine Zeit verwende. Ich entscheide, wofür ich mein Geld ausgebe. Und ich entscheide, wer meine Stimme erhält, um auf politischer Ebene Rahmenbedingungen zu schaffen, die mir als Unternehmer das Wirtschaften ermöglichen.Wir leben in einem Land, das uns nahezu jede Freiheit lässt, unser Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Ich bin dafür unendlich dankbar, denn für diese Voraussetzungen habe ich nichts getan, ich bin zufällig in diese glückliche Situation hinein geboren. Also nutzen wir sie. Deutschland ist ein Land der Möglichkeiten. Anstrengung wird in der Regel belohnt. Und selbst wenn mir nicht gefällt, was die Mehrheit am Ende durch ihre Kreuzchen gewählt hat – gerade im kommunalen Raum ist es oft ganz einfach, sich einzubringen. Denn Gemeinderäte und Bezirksabgeordnete sind im Zweifel meine Nachbarn, oder wohnen ein paar Hundert Meter weiter. Man kann sie ansprechen: im Supermarkt, in der Kneipe, oder beim örtlichen Sportverein.Tun Sie das mal. Reden Sie mit „gewählten Volksvertretern“, hören Sie auch deren Sorgen und Zwänge. Gehen Sie in einen Dialog und Austausch. Sie werden sehen: es gibt immer Spielräume und kreative Lösungen, um wichtige Themen zu bewegen. Manchmal muss man dafür Kompromisse schließen – oder auf andere Prioritäten verzichten. Darüber lässt sich sprechen. Gestalten wir das Deutschland, das wir uns erträumen. Gemeinsam.

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Sich neu erfinden: eine Region gibt sich ein neues Profil

Sowohl der wirtschaftliche als auch der demografische Wandel stellen viele Regionen in Deutschland vor große Probleme. Besonders im ländlichen Raum zeigt sich der Strukturwandel deutlich. Vielerorts hat ein Mangel an Arbeitsplätzen und Perspektiven dazu geführt, dass junge Menschen weggezogen sind – häufig in die Großstädte. Doch wo immer weniger Menschen leben, wird auch weniger investiert. Das hat weitreichenden Folgen für alle Bereiche der Gesellschaft. Dabei ist gesellschaftlicher Wandel kein neues Phänomen. Das Erzgebirge stand Mitte des 19. Jahrhunderts vor ähnlichen Herausforderungen: der Bergbau war fast vollständig zum Erliegen gekommen. Die Landesregierung warb dafür, dass Fachleute aus anderen Branchen sich in der Region ansiedeln sollten. Der Uhrmachermeister Ferdinand Adolph Lange folgte diesem Ruf – und konnte die Behörden für ein mutiges Experiment gewinnen. Nach dem Vorbild der Schweizer Werkstattprinzips, bei dem sich diverse kleinteilige Firmen auf spezifische Bauteile spezialisieren und so effizienter sind als jemand, der eine gesamte Uhr selber baut, bildete Lange junge Menschen zu Spezialisten aus. Ihm folgten weitere Uhrmacher, und es entstand eine Tradition, die bis heute anhält: Glashütte steht weltweit für Qualität und Innovation bei hochwertigen Uhren und kann bis heute im internationalen Wettbewerb mithalten. Auch heute ist es möglich, dass eine Region sich neu erfindet und für alle eine gemeinsame neue Identität geschaffen wird. Hierfür müssen alle an einem Strang ziehen: Bürger, Verwaltung und lokales Gewerbe. Zunächst müssen drei Kernfragen beantwortet werden: Was haben wir? Wer sind wir? Wohin wollen wir? Werden diese Themen ehrlich diskutiert und beantwortet, kann Wandel als Chance genutzt werden. Inspiration und Ideen von außen gibt es zu Hauf, oft bedarf es lediglich eines kleinen Impulses, um aus der Vielfalt der Möglichkeiten diejenige zu identifizieren, die zum Ausgangspunkt für eine neue Entwicklung werden kann – und die im Einklang mit den identifizierten Werten und Zielen steht. Ist die Abwärtsspirale einmal gestoppt, lässt sich die Entwicklung ja auch ins positive „schrauben“. Die Potenziale dafür sind bereits vorhanden, es gilt sie gemeinsam zu heben.Foto: (c) FreeImages.com/lev olson

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Bürgerstiftung: wie alle partizipieren

Wenn wir in unseren Regionalentwicklungsprojekten wirtschaftliche Impulse schaffen, folgt häufig auch die Frage nach der (Um-)verteilung. Im gängigen marktwirtschaftlichen Modell profitieren diejenigen, die sich mit Geld oder Leistung („Kapital“) eingebracht haben. Doch um erfolgreiche Projekte zu ermöglichen, leisten sehr viel mehr Stakeholder einen Beitrag, der auch gewürdigt werden sollte. Sicher, es entstehen ein paar Arbeitsplätze – in kleinen Ortschaften ein nicht zu unterschätzender Wert. Klar, nach Möglichkeit wurden Handwerker und Dienstleister in der Bauphase aus der Region beauftragt. Aber wie sichert man Teilhabe darüber hinaus? Die Politiker, die Türen geöffnet haben („das ist doch deren Aufgabe“), die Vereine, die Infoabende veranstaltet oder Newsletter versendet haben – und die Bürger, die im Zweifel informiert wurden, aber nicht wirklich entscheiden durften, ob sie eine Produktion mit ggf. mehr Verkehr, mehr Lärm oder mehr versiegelter Fläche vor der Haustür haben wollten – und so nett waren, es nicht zu behindern.Bürgerstiftungen sind keine neue Erfindung, aber doch ein Bereich, der durchaus mehr Bekanntheit genießen dürfte. Wir schätzen vor allem Modelle, die alle wesentlichen Beteiligten an einen Tisch bringen: Bürger natürlich, aber auch Gemeinde und Wirtschaft. Die Stiftung kann dann Anteile an dem neuen Unternehmen halten oder vertraglich garantiert x% der Gewinne (oder sogar Umsätze!) als regelmäßige Spendenzuwendung bekommen. In die Entscheidung über die Verwendung dieser Gelder kann wiederum jeder mit eingebunden werden, der sich entsprechend engagiert. Von den gemeinnützigen Vorhaben profitieren dann direkt oder indirekt letztlich alle vor Ort. Und: das bleibt auch so, selbst wenn später Verwaltungsstrukturen aufgelöst oder fusioniert werden, oder die Firma übernommen wird und ihren Sitz verlegt: das Stiftungsgeld kann vor Ort wirken.Definitiv ein Konstrukt, das wir vielen Kunden ans Herz legen. Bild: (c) Bernhard O. Schoch unter GNU Lizenz

Die Kiwitten - News - Unternehmensberatung - Nachhaltigkeit, Innovation & Regionalentwicklung

Anpacken statt Jammern: Zivilgesellschaftliches Engagement im ländlichen Raum

Ich möchte heute vorstellen was das Ergebnis sein kann, wenn die Bürger eines Dorfes ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen, statt über den Niedergang des ländlichen Raums im Allgemeinen und ihres eigenen Umfeldes im Speziellen zu jammern. Ein Dorf, dessen Einwohner ich schon seit langem sehr bewundere für ihre Energie, Freude und Zuversicht. Das niedersächsische Oberndorf an der Oste zählt gerade mal 1.400 Einwohner. Der Friseur ist schon lange weg, die Sparkasse hat ihre Filiale vor kurzem endgültig geschlossen – und der kleine Bäcker sowie ein alteingesessener Dorfladen sind neben einer saisonalen Kneipe (auf einem Schiff) und einer Gastronomie in Bürgerhand die letzten Dienstleistungen vor Ort. Seit 2011 schon sind die Bürger in Oberndorf ausgesprochen aktiv. Ausgehend von einem Dorferneuerungsprozess sind einerseits drei Unternehmen entstanden, die für Investitionen und neue Jobs sorgen: eine Energiegenossenschaft, eine Bürgeraktiengesellschaft und bereits genannte Dorfrestauration, die durch eine Bürger-KG übernommen und neueröffnet wurde und heute mit ihrem Kulturprogramm aber auch dem sehr leckeren Essen Gäste aus der ganzen Region anzieht. Andererseits ist ein beachtliches zivilgesellschaftliches Engagement gewachsen, das sich auf zahlreiche Lebensbereiche erstreckt .Mehrere Jahre lang kämpfte Oberndorf dafür, die eigene Grundschule zu erhalten – leider wurde ein Bürgerentscheid gerichtlich abgelehnt, da waren „die Mächtigen“ am längeren Hebel. Die Konsequenz daraus? Mit der sogenannten Kiwitte bietet Oberndorf eine Nachmittagsbetreuung für Kinder zwischen 5 und 13 Jahren an, die dank Sponsoren kostenlos ist – und nicht nur von Kindern aus dem Dorf genutzt wird, sondern auch aus Nachbargemeinden. Wen wundert’s: montags Druckluftraketen bauen, dienstags Pantomime, mittwochs Segeln im Jugendkutter, donnerstags Töpfern, freitags Musizieren, uvm. – da will man ja selber mitmachen! Wirklich beeindruckend finde ich, wie in Oberndorf Flüchtlinge integriert werden. Jeder Flüchtling hat einen persönlichen Paten der dafür sorgt, dass der kostenlose tägliche Deutschunterricht (während der Kiwitte, damit auch die Flüchtlingskinder betreut sind) besucht wird, der bei Bedarf mit zum Arzt fährt, usw. Seitdem Ende Januar ein jugendlicher Flüchtling im Nachbarort vom Zug erfasst und getötet wurde, gehört zu den kostenlosen Fahrrädern ein Kurs in Verkehrssicherheit. Gemeinsames Kochen, Erzählabende mit Übersetzer, … die Liste des Angebots ließe sich schier endlos fortsetzen.Wenn jemand fehlt, wird innerhalb von wenigen Minuten telefonisch erfragt, wo der- oder diejenige ist – so wird die deutsche Liebe zur Pünktlichkeit schnell gelernt, vor allem aber die Verbindlichkeit und gegenseitige Verpflichtung, die mit einem derart großzügigen Angebot einhergeht. Die Paten investieren unglaublich viel Zeit, Energie und Geduld – weil sie der Überzeugung sind, dass diese Menschen es wert sind und einen guten Start in unserem Land verdient haben.Wir alle können anpacken und umsetzen und damit die Probleme, die es in unserem Land gibt, konstruktiv und gemeinschaftlich lösen. Ich wünsche den Oberndorfern weiterhin viel Rückenwind, und dass ihr Vorbild noch ganz viele andere zum Handeln, Nachahmen und Bessermachen bewegt.